MAXIMUM CARDBOARD TUNERS ist eine konzeptuelle, künstlerische Intervention an der Grenze von Auto-Tuning, Objektkunst und öffentlicher Satire. Ausgangspunkt ist ein gewöhnliches, zufällig im öffentlichen Raum geparktes Serienfahrzeug, das ungefragt und temporär mit übergroßen, surrealen und bewusst absurd gestalteten Tuningteilen aus Pappe, Klebeband, Draht und Alltagsmaterialien überformt wird. Diese Aktion folgt der Logik des Graffiti-Taggings oder Bombings – eine unerlaubte, aber gezielt nicht-destruktive Besetzung urbaner Flächen, die den Status des Autos als privates Eigentum und Symbol individueller Mobilität unterläuft. Die Applikationen imitieren die Ästhetik und Formensprache klassischer Tuning-Stile – Spoiler, Bodykits, Lufteinlässe – werden jedoch ins Groteske übersteigert: etwa meterhohe Finnen, überdimensionierte Auspuffattrappen oder funktionslose Rennhauben.
Alle Elemente sind bewusst provisorisch, instabil und vollständig reversibel – sie würden bei Fahrtwind sofort abfallen und hinterlassen keine Spuren am Fahrzeug. Die Aktivist:innen sind strikt angehalten, das Auto in keinem Fall zu beschädigen, zu verkratzen oder dauerhaft zu verändern. Dadurch wird das Fahrzeug zu einem stehenden Objekt, das nur im Stillstand vollständig existiert – eine flüchtige, subversive Geste, die den urbanen Raum als Bühne für kritische Reflexion nutzt. Das Auto wird zur Skulptur, nicht zum Fortbewegungsmittel, und die Aktion selbst wird zur Performance einer Guerilla-Ästhetik.
Künstlerische Bezugspunkte
- Michael Pederson (aka Miguel Marquez Outside) – bekannt für minimale, subversive Straßeninterventionen mit DIY-Charakter und humorvoller Regelverletzung.
- Benedetto Bufalino – Künstler, der Autos in funktional unbrauchbare Objekte transformiert (z. B. in Pizzaöfen oder Pools) und damit ihre Zweckbestimmung hinterfragt.
- Street-Tuning-Subkulturen – z. B. japanisches Bosozoku, das extreme Formübertreibung als Stilmittel nutzt und Normen der Straßenzulassung provoziert.
- Readymade- und Objektkunst – etwa Duchamps Fahrrad-Rad oder Fischlis & Weiss’ kinetische Objekte, die Alltagsgegenstände durch Kontextverschiebung entfremden.
- Traditionen des Graffiti-Writings und Street Art-Bombings – als illegitime, aber kulturell codierte Praktiken der Aneignung und Markierung öffentlichen Raums.
Kontextuelle Einbettung
Dieses Projekt ist kein Beitrag zum Klimaschutz im engen Sinne – aber ein symbolischer Eingriff in die kulturelle Logik von Statussymbolen, Fortschrittsillusion und individueller Beweglichkeit. Indem es ungefragt und ephemer an zufälligen Autos operiert, dekonstruiert es deren Aura von Privatheit, Kontrolle und technischer Effizienz. Es formuliert eine Gegenposition, die durch Ironie und Überzeichnung das Auto als ästhetischen, sozialen und ökologischen Mythos demontiert – und zugleich die Grenzen künstlerischer Legitimität im urbanen Raum auslotet.