Einführung

Der FITTERBIT ist ein tragbarer Prototyp im Smartwatch-Format, gefertigt aus gelasertem Sperrholz oder wasserfestem Biokunststoff mit handgefertigtem Klettarmband. Statt eines Displays bietet der FITTER:BIT einen offenen Einschub für unterschiedliche Module.

Diese Module sind – absichtlich funktionslos oder überraschend irritierend, ohne Sensoren oder Konnektivität. Vom einfachen gefalteten Papiereinschub für Notitzen, bis hin zum "lebendigen" Mooseinsatz für eine mobiles Moosbeet. Als physischer Notizblock am Handgelenk dient er als analoges Interface für Denken, Erinnern und Kommunikation. Als Moosbeet erinnert es an oft fehlender Erdung und fehlendem Bezug zur Natur in urbanen Räumen.

Funktion durch Funktionslosigkeit

Inspiriert von „critical making“ (Ratto, 2011) und Design Fiction (Dunne & Raby, 2013) hinterfragt der FITTER:BIT Technologie, Überwachung und Selbstoptimierung. Seine Form erinnert an Wearables, doch sammelt er keine Daten – die gezielte Funktionslosigkeit oder Zweckentfremdung oder Okkupation durch andere Verwendungen provoziert Irritation, Gespräche und Reflexion im sozialen Raum.

Körpernähe und Symbolik

Am Körper getragen, wird der FITTERBIT performativ – ähnlich einer Brosche oder eines Buttons. Als sichtbares Zeichen kritischen Denkens markiert er ein alternatives Verhältnis zu Aufmerksamkeit und digitalem Körperbild, indem er die Abwesenheit von Selbstvermessung betont und Umdeutung oder alternative Perspektiven anbietet.

###MODULE

MODUL: NULL - komplett funktionsloses modul aus einer einfachen Holzplatte mit rein dekorativer Rahmung

MODUL: MOSS - Moos als Insert - das Moos ist auf einem naturschwamm mit baumwollgarn fixiert. durch ein lochraster an der basisplatte des Fitterbit gelangt feuchtigkeit durch transpiration an die unterseite des moss und befeutet. + muss trotzdem befeuchtet und genährt werden!

MODUL: NOTE - gefaltetes Papier als simpler EInschub. Das papier kann direkt mit Stift am Handgelnk beschrieben werden für kurze notizen --- umgefaltet werden, wenn vollgeschieben ist oder "andere Seite" benötigt wird

MODUL: SEEDPOOL - ANgelehnt an Guerillia guardening - ist das case des FITTER:BIT gefüllt mit Samen von Erstbesiedlern in ggf kleinen Lehmkügelchen oder nahrungs substrat. eine kleine Öffnung ermöglicht das spontane Sämereien droppen

MODUL: HUNGRY - mobiles Kressebeet mit einfacher Kresse sämerei. ähnlich wie moosbeet, nur kurzweiliger, pflegeintensiver, aber dafür eine mobile vitaminquelle

MODUL: PEER 2 PEER -- low power ESP32/Epaper basiertes modul, das ein dezentrales peer2peer informationsnetzwerk ermöglicht durch ESPNOW. kurze Notes oder kleine Zeichnungen könnten direkt miteinander getauscht werden. passives modul! keine PUSH funktion.

MODUL: TOUCH --- die menschliche Berührung wird immer weniger in unserer Gesellschaft. der TOUCH insert ist eine amorphe silikon basierte Haut, um das Berühren wieder zu üben! --- das Hautmodul benötigt eine größere Öffnung des Hauptframes des Fitterbit zur unterseite / Hautseite des Tragenden, da das Silikon auch die Haut direkt berühren kann. Berühren und Berührt werden!

MODUL: "NOSEDIVE" - mit austauschbaren Duftkapseln (Pheromon-Parodien, urbane Geruchsproben) – eine olfaktorische Provokation gegen steriles Digitaldesign. Verweis auf Sissel Tolaas' Geruchsarchiven.

MODUL : ANONYM - angelehnt an die Prinzipen einer Maultrommel oder Nasenflöte kann der Nutzende hier durch ein Mundstück sprechen. die Stimme erfährt hier eine rein mechanische Verfremdung um somit Voice recognition software entgegenzuwirken.

BAUVARIANTEN

made from LEGO bricks

nicht nur smartwatch, sondern auch "smart"phone

  • spritzguss cases gemacht aus Kunststoffrestern / PRecious plastics Style >>> fertigung in MAKER LABS


NORMATIVE

Materialethik und Nachhaltigkeitsparadox

Die Holzmaterialien suggerieren ökologische Verantwortung, doch die Funktionslosigkeit schafft ein Ressourcenineffizienz-Dilemma: Ein rein symbolisches Objekt verbraucht Material ohne praktischen Nutzen. Dies kollidiert mit Nachhaltigkeitsprinzipien der Kreislaufwirtschaft. Pragmatischer Ausgleich: Integration von Samenpapier oder kompostierbaren Materialien, die nach Nutzungsende ökologischen Mehrwert generieren.

Soziale Exklusionsrisiken

Das Konzept setzt voraus, dass Nutzer*innen Schreibfähigkeiten besitzen und in "Stifte-infrastruktur"-reichen Umgebungen agieren. Dies benachteiligt Menschen mit motorischen Einschränkungen oder in bildungsfernen Kontexten. Ethische Verbesserung: Ergänzung durch taktile Elemente oder Braille-kompatible Oberflächen für inklusivere Zugänglichkeit.

Performative Privilegienproblematik

Als modisches Statement riskiert der FITTERBIT, medienkritische Haltung zum konsumierbaren Lifestyle-Accessoire zu reduzieren. Dies reproduziert kapitalistische Muster unter progressiver Maske. Lösungsansatz: Begleitende Bildungsformate, die systemische Technologiekritik vermitteln statt nur individuellen Symbolismus.

Datenschutzparadoxon

Während digitale Überwachung umgangen wird, entstehen durch handschriftliche Notizen neue analoge Datenschutzrisiken: Sichtbare private Aufzeichnungen sind physisch einsehbar. Praktischer Schutz: Integrierter Sichtschutzmechanismus oder abtrennbare Notizblätter für sensible Inhalte.

Kulturelle Aneignungsgefahr

Die Verwendung von "handgefertigtem" Design ohne klaren kulturellen Kontext könnte Handwerkstraditionen instrumentalisieren. Ethische Präzisierung: Transparente Benennung der Materialherkunft und Handwerkspartner, um authentische Wertschöpfungsketten zu fördern statt kulturelle Symbolik zu konsumieren.

SPECULATIVE

Radikale Dekonstruktion des Wearable-Paradigmas

Der FITTERBIT untergräbt fundamental die Logik des Quantified Self durch strategische Funktionsverweigerung. Während kommerzielle Wearables den Körper in Datenströme auflösen, insistiert dieses Objekt auf physischer Materialität und sinnlicher Erfahrung. Die Moos- und Kressemodule performieren eine ökologische Gegen-Erzählung zur transhumanistischen Körperoptimierung – hier wächst organisches Leben statt algorithmischer Score.

Technokritische Taktiken und subversive Praxen

Das PEER 2 PEER-Modul parodiert dezentrale Netzwerkutopien durch bewusste Begrenzung: ESPNOW als minimalistisches Protokoll wird zur Geste gegen datenhungrige Plattformen. ANONYM operiert als akustische Maskierungstechnologie – eine analoge Störung biometrischer Erfassungssysteme, verwandt mit Zach Blas‘ Facial Weaponization Suite.

Haptische Rebellion und olfaktorische Guerrilla

TOUCH und NOSEDIVE attackieren die sensorische Verarmung digitaler Interfaces. Die Silikon-Haut evoziert Lygia Clark‘s sensuelle Objekte, während die Duftkapseln an Tolaas‘ kritische Geruchsforschung anknüpfen – eine olfaktorische Sabotage hygienischer Tech-Ästhetik.

Botanischer Aktivismus und epistemische Brüche

SEEDPOOL übersetzt Guerilla Gardening in Mikroformat – eine Samenbombe als Wearable, die urbane Räume unterwandert. NULL-Modul als radikale Leere: eine Meditation über Technik als leere Signifikante, ähnlich Yves Kleins Leere.

Inspirierende Referenzen

Radical Care and Speculative Fabulation:

  • Anna Tsings „The Mushroom at the End of the World“ als Modell für widerständiges Wachstum
  • Design Noir (Dunne & Raby) für subversive Alltagsobjekte
  • Teresa Margolles‘ haptische Arbeiten zu Vulnerabilität
  • Fallen Fruit Kollektivs essbare Stadtinterventionen
  • Open Source Ecology’s low-tech Lösungen

ECONOMIC

Wirtschaftliche Tragweite und Finanzierungsmodelle

Der FITTERBIT operiert im Spannungsfeld zwischen Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand. Die Materialkosten (Biokunststoff, Moos, E-Paper) erfordern eine Nischenpreisstrategie – Crowdfunding könnte die initiale Produktion finanzieren, während Modul-Abonnements laufende Einnahmen generieren. Der Verzicht auf Elektronik bei den meisten Modulen senkt Herstellungskosten, doch handgefertigte Elemente limitieren Skalierbarkeit.

Wertkonflikte und ökonomische Dilemmata

Die bewusste Funktionslosigkeit widerspricht kapitalistischen Logiken von Effizienz und Datenextraktion. Hier entsteht ein Paradox: Kritik an Konsumgütern durch ein konsumierbares Produkt. Lokale Produktion mit ökologischen Materialien erhöht Kosten, während globalisierte Massenfertigung die kritische Message untergräbt. Das PEER 2 PEER-Modul wirft Fragen auf: Dezentrale Netzwerke könnten Monetarisierungsmodelle disrupten, während low-tech-Lösungen wie Papiernotizen keine wiederkehrenden Einnahmen generieren.

Alternative Wirtschaftsmodelle

Open-Source-Pläne für Module könnten Community-Produktion fördern, ähnlich RepRap-3D-Druckern. Ein "Modul-Tausch-System" nach Bibliotheksprinzip reduziert Individualkosten. Für Moos- und Kressemodule bieten Kooperationen mit Urban-Gardening-Initiativen Synergien. Das NOSEDIVE-Modul könnte durch Limited Editions mit Künstler:innen höhere Margen erzielen.

Inspirierende Referenzen

Guerilla-Ökonomien: Die Samenbomben des Guerilla Gardening zeigen, wie subversive Praktiken materiellen Wert schaffen. Critical Making: Matt Ratto’s Labore verbinden technologische Kritik mit hands-on-Produktion. Sissel Tolaas: Ihre Geruchsarchive demonstrieren, wie sinnliche Erfahrungen kommerziell nutzbar bleiben, ohne ihre kritische Kraft zu verlieren. Library of Things: Teilen statt Besitzen als Modell für modulare Systeme.


PUSHY

Visionäre Weiterentwicklung

Die radikale Funktionslosigkeit des FITTERBIT ist kein Endpunkt, sondern ein Startschuss für neue Formen des Human-Device-Interplays. Statt die Analogizität zu perfektionieren, könnte das Konzept in hybride Richtungen erweitert werden – etwa durch thermochrome Oberflächen, die Körperwärme als unsichtbare Tinte nutzen, oder durch biologisch abbaubare Elektronik, die nur temporäre Funktionen ermöglicht.

Forschungsbasierte Horizonterweiterung

Aktuelle Arbeiten zu "Unplugged Design" (z.B. von James Pierce) und "Post-Digital Materialities" zeigen: Der nächste Schritt liegt nicht in der Technologisierung, sondern in der Erforschung von Material-Intelligenz. Denkbar wären Gedächtnispapiere mit Formveränderung durch Feuchtigkeit oder Holzgehäuse, die über Jahresringe Nutzungsspuren archivieren – eine physische Biografie des Geräts.

Soziale Infrastrukturen skalieren

Der fehlende Stift ist genial – aber warum nicht diese Lücke zum Kern eines Ökosystems machen? Entwickle Schreibgeräte, die nur in Kombination mit dem FITTERBIT funktionieren, oder initiiere öffentliche "Schreibstationen" als sozialen Treffpunkt. Diese Idee könnte urbane Interventionen inspirieren, die Datensammler durch analoge Begegnungszonen ersetzen.

Performative Erweiterungen

Die Körpernähe bietet ungenutztes Potenzial für embodied interaction. Integriere haptische Feedback-Mechanismen durch mechanische Elemente – etwa ein vibrierendes Holzpendel bei Bewegung oder klappbare Papierstrukturen, die als physische Benachrichtigungen fungieren. So entstünde ein wahrhaft "tactile interface" ohne digitale Layer.

Radikale Offenheit als Standard

Der nächste Prototyp sollte nicht nur Papier, sondern beliebige Materialien aufnehmen können: Textilien, Blätter, selbstgegossenes Bioplastik. Diese Polyvalenz würde das Gerät zum universellen Träger persönlicher Spuren machen – ein lebendiges Archiv menschlicher Ausdrucksformen, das sich jeder Kategorisierung entzieht.

Mut zur Lücke ist die größte Stärke dieses Konzepts. Treibe diese Philosophie weiter: Entwickle Versionen, die sich bewusst zersetzen, deren Materialien nach 100 Tagen kompostierbar sind, oder die nur in kollektiver Nutzung Sinn ergeben. Die Zukunft liegt nicht in smarterer Technik, sondern in intelligenterer Reduktion.


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