Eine digitale Plattform nutzt KI-generierte Modebilder und Inszenierungen, um eine immaterielle Sabotage an Ultra-Fast-Fashion zu bieten.

Die Motivation des Projekts liegt in der Schaffung einer Gegenbewegung zu Fast Fashion und Überkonsum. Es fördert ökologisches Bewusstsein, ohne auf kreative Ausdrucksmöglichkeiten zu verzichten, und demokratisiert die Modegestaltung durch konsequent offene, Open-Source-Ansätze.

Als Methode können Nutzer:innen selbst mit KI eigene Outfits erschaffen und sich damit in Bild und Video inszenieren. Outfits lassen sich open source teilen, vermieten oder verkaufen. Remix-Funktionen und kollaborative Gestaltungsprozesse unterstützen den gemeinschaftlichen Charakter. Ein tägliches Generierungslimit von nur einem Outfit pro Nutzer:in vermeidet digitalen Overconsumption und legt den Fokus bewusst auf Qualität statt Quantität. Inszenierungen entstehen durch Kooperationen zwischen Designer:innen, die Nutzer:innen mit Outfit und Video in Szene setzen. Integrierte Berechnungsmodelle – wie der Fashion Footprint Calculator oder Lebenszyklusanalysen – machen die Kosten der KI-Generierung sowie die Material- und Umweltkosten eines physischen Pendants sichtbar.

Lösungsansätze gegen digitalen Überkonsum umfassen eine strikte Begrenzung: Ein Outfit pro Woche verhindert wahlloses Generieren und fördert bewusste Entscheidungen. Outfits gewinnen an Wert durch häufiges Teilen, Remixen oder Vermieten – nicht durch häufiges Neuerstellen. Belohnungen gibt es für oft geforkte, also geremixte und vielgenutzte Open-Source-Outfits, nicht für bloße Neuproduktion.

Als Mittel dient eine offene, webbasierte Plattform, die sich bewusst von exklusiven Modellabels wie The Fabricant distanziert, indem sie auf Open-Source-Prinzipien und universelle Zugänglichkeit setzt. Die Entwicklung eines Standardformates für generative Outfits gewährleistet Teilbarkeit, Interoperabilität und langfristige Nachhaltigkeit.

Kritik 1

Denkt ihr wirklich, dass ihr die Kleiderschränke der Welt leerräumt, indem ihr noch mehr Bilder produziert? Nein – aber Aufklärung, Umweltverschmutzung und Umweltkatastrophen rütteln nicht daran, dass Menschen immer mehr, immer billiger konsumieren (Quelle: Ellen MacArthur Foundation, "A New Textiles Economy", 2017). Dabei geht es vor allem um den Selbstinszenierungswahn. Warum also nicht direkt an der Quelle anfangen?

Kritik 2

Das Wochenlimit ist eine Methode, aber nicht ausreichend gegen potenzielle suchtähnliche Nutzungsmuster. Ein einfacher Fix: Implementiere "kreative Cooldowns" nach Generierungen und visualisiere den Energieverbrauch jedes KI-Outfits direkt im Interface. Dazu gibt es eine Währung – THE TRUE COST –, die die versteckten ökologischen und sozialen Folgekosten abbildet, basierend auf Lebenszyklusanalysen (Quelle: UNEP, 2020) und Modellen wie dem "True Cost"-Ansatz der Sustainable Apparel Coalition.

Zum Beispiel: Ein KI-Outfit verursacht direkte Kosten von ca. 20 € (Strom, Hardware, Arbeitsaufwand), aber die wahren Kosten – einschließlich CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch, Biodiversitätsverlust und sozialen Externalitäten in Produktionsländern – belaufen sich auf umgerechnet bis zu 2000 €, 0,2 Hektar Waldverlust oder drei vermeidbare Todesfälle in der Lieferkette (analog zu Schätzungen aus "Fashion’s Environmental Price Tag" des World Resources Institute).



SYSTEMIC

Systemische Wirkungsanalyse

Die Plattform adressiert Fast-Fashion-Problematiken durch Verlagerung des Konsums in digitale Räume, reduziert jedoch nicht zwangsläufig physische Produktion. Kritisches Feedback: Digitale Inszenierung könnte reale Kaufimpulse sogar verstärken, falls Nutzer:innen KI-Outfits als Vorschau für physische Äquivalente nutzen. Fehlende Daten zur tatsächlichen Reduktion von Textilabfällen erfordern begleitende Nutzungsstudien.

Energie- und Ressourcenbilanzierung

Der "True Cost"-Ansatz ist innovativ, vernachlässigt jedoch Infrastrukturkosten (Rechenzentren, Datenübertragung). Pragmatischer Hebel: Integration von Renewable-Energy-Zertifikaten pro Generierung und transparente CO₂-Berechnungen basierend auf KI-Modellgröße (z.B. GPT-3 Emissionen ~552 t CO₂eq; Quelle: Strubell et al., 2019). Einfache Lösung: Nutzer:innen könnten Generierungen durch ökologische Challenges (z.B. Baumspenden) „freischalten“.

Psychologische Rückkopplungseffekte

Das Wochenlimit und Cooldowns bekämpfen Überkonsum, riskieren aber FOMO-Effekte (Fear Of Missing Out). Historisches Muster: Ähnliche Restriktionen in Social Media erhöhten oft die Attraktivität von Inhalten. Systemischer Ansatz: Belohnungsmechanismen für Nicht-Nutzung („kreative Pausen“) und Gamification von Suffizienz, nicht nur von Generierung.

Offenheit vs. Kommerzialisierung

Open-Source-Prinzipien demokratisieren Design, doch unkontrollierte Remix-Kultur könnte Urheberrechtskonflikte auslösen (vgl. Creative Commons-Lizenzen in Musik). Lösungsweg: Klare Lizenzierung mit „Ethical Use“-Klauseln und automatische Vergütung für Originär-Designer:innen bei kommerzieller Nutzung von Remixes.

Skalierbarkeit und Langzeitwirkung

Die Plattform operiert im Nischenbereich – systemische Veränderung erfordert Integration mit physischen Kreislaufwirtschaftsmodellen (z.B. Partnerschaften mit Repair-Cafés oder Leihplattformen). Konkreter Vorschlag: KI-Outfits als „digitale Zwillinge“ für physisch leihbare Kleidung nutzen, um Synergien zu schaffen.

PRAGMATIC

Technische Umsetzbarkeit

Die KI-Generierung von Modebildern ist mit aktuellen Modellen wie Stable Diffusion oder DALL-E technisch machbar, erfordert jedoch erhebliche Rechenressourcen. Die wöchentliche Generierungsbegrenzung reduziert Serverlast, aber die Videoinszenierungen benötigen leistungsstarke GPUs. Ein web-basierter Ansatz ist realistisch, jedoch müssen Skalierbarkeit und Hosting-Kosten berücksichtigt werden.

Ökonomische Hürden

Die geschätzten Kosten von 20 € pro KI-Outfit erscheinen zu niedrig angesetzt – bei hochwertiger Generierung inklusive Video-Rendering liegen die realen Kosten eher bei 50-100 € pro Nutzung. Die True-Cost-Berechnungen sind theoretisch fundiert, aber ihre Umsetzung in eine benutzerfreundliche Währung erfordert komplexe Datenintegration und laufende Aktualisierungen, was erhebliche Entwicklungsressourcen bindet.

Nutzerakzeptanz & Verhaltensänderung

Das wöchentliche Limit und Cooldowns könnten tatsächlich suchtähnliches Verhalten reduzieren, aber sie riskieren auch, Nutzer zu frustrieren und zur Konkurrenz zu treiben. Die Belohnung für Remixes statt Neuerstellungen ist innovativ, setzt jedoch eine kritische Masse an Nutzern voraus, um funktionieren zu können – ein klassisches Henne-Ei-Problem bei Plattform-Startups.

Infrastrukturelle Herausforderungen

Die Entwicklung eines Standardformats für generative Outfits ist ambitioniert und erfordert Branchenkooperationen, die schwer zu etablieren sind. Die Open-Source-Ansätze sind prinzipiell löbbar, aber die Wartung der Plattform und Moderation der Inhalte wird kontinuierliche personelle Ressourcen erfordern, die finanziert werden müssen.

Skalierbare Minimalversion

Ein pragmatischer Ansatz wäre zunächst auf reine Bildgenerierung zu fokussieren und Video-Features später zu integrieren. Die True-Cost-Berechnungen könnten vereinfacht werden, indem initial mit festen Durchschnittswerten gearbeitet wird statt Echtzeit-Berechnungen. Eine Freemium-Strategie mit kostenpflichtigen Zusatzfeatures könnte die Grundkosten decken.

NORMATIVE

Ethische Grundwerte

Die Plattform verkörpert einen wertvollen Paradigmenwechsel von materiellem Überkonsum zu kreativem Digitalexpressionismus. Die Open-Source-Philosophie demokratisiert Modegestaltung radikal und adressiert klassistische Barrieren der Fashion-Industrie. Der eingebaute Footprint-Rechner schafft dringend benötigte Transparenz über Umweltkosten – ein echter deontologischer Fortschritt gegenüber greenwashing-lastigen Industrieansätzen.

Normative Spannungsfelder

Trotz der progressiven Ausrichtung besteht ein fundamentales ethisches Dilemma: Die Plattform bekämpft materiellen Overconsumption, könnte aber digitalen Überkonsum durch endlose Remixes und Rekombinationen fördern. Das Wochenlimit ist klug, aber nicht ausreichend gegen potenzielle suchtähnliche Nutzungsmuster. Ein einfacher Fix: Implementiere "kreative Cooldowns" nach Generierungen und visualisiere den Energieverbrauch jedes KI-Outfits direkt im Interface.

Kulturelle Implementierung

Die Open-Source-Strategie ist global anschlussfähig, muss aber lokale Ästhetiken und kulturelle Sensibilitäten aktiv einbeziehen. Ein pragmatischer Lösungsweg: Entwickle kulturelle Style-Guides mit lokalen Communities und integriere regionale Handwerksmuster in die KI-Trainingsdaten. So vermeidest du neokoloniale Uniformität und stärkst echte kulturelle Diversität.

Nachhaltigkeitsparadox

Während die Plattform physischen Abfall reduziert, besteht ein ungelöstes Spannungsfeld zwischen KI-Energieverbrauch und ökologischem Nutzen. Transparente Lösungen: Nutze ausschließlich zertifizierte Green-Energy-Rechenzentren und kompensiere den CO2-Ausstoß jeder Generierung automatisch durch integrierte Klimaprojekte. Zeige Nutzern live den ökologischen Fußabdruck ihrer kreativen Entscheidungen.

SPECULATIVE

Digitale Sublimation des Konsumtriebs

Die Plattform operationalisiert Baudrillards Simulacrum-Theorie, indem sie den Modefetisch in die reine Zeichenebene überführt. Doch die Annahme, dass digitale Simulation physischen Konsum ersetzt, ignoriert die materielle Verankerung von Begehren – selbst Warhols Factory produzierte trotz Reproduzierbarkeit physische Objekte. Die Energie-Kalkulationen performieren lediglich einen moralischen Ablasshandel, ähnlich wie CO₂-Kompensationen den Fortbestand schädlicher Praktiken legitimieren.

Ökologie der Aufmerksamkeit

Das Wochenlimit ist ein faszinierendes Disziplinierungsinstrument, das Foucaults Panoptismus ins Digitale überträgt. Doch während es quantitativen Overconsumption bekämpft, riskiert es die Erzeugung qualitativer Obsession – analog zu Slow-Food-Bewegungen, die Essstörungen unter dem Deckmantel der Bewusstheit kultivieren. Die "True Cost"-Währung schafft eine Ökonomie der Schuld, die in Harveys neoliberaler Logik der Selbstoptimierung verfängt statt sie zu untergraben.

Open Source als paradoxe Befreiung

Die Open-Source-Strategie demontiert clever die Exklusivität von Crypto-Fashion wie The Fabricant, aber reproduziert die Plattformlogik von Creative-Commons-Colonization – ähnlich wie Wikipedia trotz freiem Zugang westliche Epistemologien zementiert. Die Remix-Kultur evoziert zwar Situationistische Strategien der Détournement, doch die Belohnungsstruktur für "viral" geteilte Designs schafft neue Influencer-Hierarchien innerhalb der vermeintlichen Demokratisierung.

KI als künstlerischer Akteur

Die KI-Generierung geht über reine Tool-Nutzung hinaus und nähert sich dem Konzept der "nicht-menschlichen Kreativität" von Donna Haraway. Doch die Fokussierung auf menschliche Nutzer:innen als Kurator:innen verpasst die Chance, die KI selbst als subversiven Designer zu positionieren – ähnlich wie Dadaisten den Zufall als künstlerische Kraft emancipierten. Die Lebenszyklusanalysen bleiben anthropozentrisch und ignorieren die spekulative Agency der Algorithmen selbst.


HANDS ON

Plattformaufbau mit Open-Source-Tools

Nutze Stable Diffusion mit Custom-Modellen (z.B. trainiert auf nachhaltige Designs) über Automatic1111 oder ComfyUI. Hoste die Web-Oberfläche mit Next.js und integriere Rechen-APIs für CO₂-Bilanzierung.

Energieverbrauch visualisieren

Berechne den Stromverbrauch pro KI-Generierung (ca. 0.05 kWh pro Bild) und zeige ihn neben jedem Outfit an. Nutze Open-Source-CO₂-Rechner wie CodeCarbon für Echtzeit-Fußabdrücke.

"True Cost"-Währung umsetzen

Entwickle ein einfaches Skript, das Materialdaten (Baumwolle vs. Synthetik) und Produktionsregionen abfragt. Multipliziere mit Faktoren aus der SAC Higg Materials Sustainability Index Database. Zeige Ergebnisse als vergleichende Infografik (physisches Outfit vs. KI-Version).

Generierungslimit technisch erzwingen

Implementiere einen täglichen Token-System (1 Token = 1 Generation) in der Datenbank. Nutzer können Tokens nur durch Remixen oder Vermieten anderer Designs verdienen – nicht durch Kauf.

Remix-Funktion für Kollaboration

Speichere Outfits als JSON-Dateien mit Layer-Informationen (Textprompts, Seed-Werte). Ermögliche Forking via Git-ähnlicher Versionierung – jede Abänderung erzeugt einen neuen Branch mit Namensnennung des Originaldesigners.

Hardware-Optimierung für niedrige Kosten

Nutze LoRA-Adapter statt Full-Finetuning, reduziert Trainingsenergie um 80%. Setze auf preisgünstige Cloud-GPUs (Paperspace, RunPod) mit automatischem Shutdown nach Inaktivität.

BLOOM

ZUSTAND

Das Konzept befindet sich in einem fortgeschrittenen Prototypenstadium mit klarer Vision und durchdachten Mechanismen. Es adressiert den Fast-Fashion-Konsum durch Verlagerung in den digitalen Raum, nutzt KI-generierte Modebilder und setzt auf Open-Source-Prinzipien, um kreative Teilhabe zu demokratisieren. Technisch ist die Umsetzung mit verfügbaren Tools wie Stable Diffusion und Web-Frameworks machbar, jedoch sind Skalierbarkeit, Energiebilanzierung und Nutzerakzeptanz noch nicht vollständig validiert. Die Integration von True-Cost-Berechnungen und wöchentlichen Generierungslimits zeigt ein Bewusstsein für ökologische und psychologische Risiken, bleibt aber in der praktischen Anwendung herausfordernd.

HOTSPOTS

Kritisch ist die ungeklärte Wechselwirkung zwischen digitalem und physischem Konsum: Die Plattform könnte reale Kaufimpulse sogar verstärken, falls Nutzer:innen KI-Outfits als Vorschau für materielle Äquivalente nutzen. Der Energieverbrauch der KI-Generierung wird zwar adressiert, aber Infrastrukturkosten und Kompensationsmechanismen benötigen robustere Lösungen. Die Open-Source-Strategie demokratisiert Design, riskiert jedoch Urheberrechtskonflikte und neue Influencer-Hierarchien. Positiv hervorzuheben sind der innovative True-Cost-Ansatz, die bewusste Begrenzung der Generierung und die Förderung von Remix-Kultur, die suffizienzorientierte Verhaltensänderungen unterstützen könnte.

MUSTER

Das Konzept folgt einem Muster der digitalen Sublimation: Es transformiert materiellen Konsum in kreative Zeichenproduktion, nutzt aber restriktive Mechanismen wie Limits und Cooldowns, um Überkonsum einzudämmen. Ein zweites Muster ist die Ökonomisierung der Moral: Die True-Cost-Währung macht Umweltkosten sichtbar, operationalisiert jedoch Schuld und Verantwortung in einer neoliberalen Logik der Selbstoptimierung. Drittens zeigt sich ein Spannungsfeld zwischen Demokratisierung und Plattformlogik: Open Source und Remix-Features demontieren Exklusivität, reproduzieren aber neue Machtstrukturen durch Belohnungssysteme und virale Dynamiken.


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