Soft Power ist ein spekulatives, kritisches Designobjekt: ein übergroßes Kuscheltier, das Donald Trump in karikierter, aber eindeutig wiedererkennbarer Form darstellt. Es ist nicht für Kinder konzipiert, sondern gezielt für Erwachsene. Die Geste des Kuschelns wird hier ambivalent – als Bedürfnis nach Nähe, Trost, aber auch als konfrontative Umarmung mit autoritären Tendenzen. Das Objekt lädt zur Auseinandersetzung mit emotionalen, sozialen und politischen Bedürfnissen ein, die in populistischen Bewegungen ihren Ausdruck finden.
Kritische Ambivalenz Das Kuscheltier ist weich, warm, haltbar, leicht überlebensgroß – es passt in den Arm, aber auch ins Bett oder auf das Sofa. Es ist zugleich grotesk und vertraut, zwischen Karikatur und Vermenschlichung. Die Figur ruft paradoxe Reaktionen hervor: Irritation, Ablehnung, Nähe, vielleicht sogar ein irritiertes Lächeln. Gerade diese Ambivalenz ist Teil des Konzepts: Es geht nicht um Zustimmung oder Ablehnung, sondern um ein Sichtbarmachen innerer Spannungen, um eine Form der emotionalen Reflexion.
Transformative Funktion Das Objekt ermöglicht eine Übersetzung politischer Symbolik in körperlich-emotionale Handlungen. Es verkehrt das autoritäre in das intime, das bedrohliche in das weiche, das mediale Bild in ein greifbares Ding. Dabei spielt das Design mit dem Prinzip der Affektumleitung – ähnlich der Praxis des „Wutballs“ oder der japanischen Daruma-Puppe, die geschlagen wird, um symbolische Kontrolle zu gewinnen. Soft Power fragt: Welche Bedürfnisse verstecken sich hinter autoritären Sehnsüchten? Wofür steht der Kult um starke Figuren in Zeiten demokratischer Erosion?
Design als politische Intervention Das Kuscheltier funktioniert als kritisches Objekt im Sinne von Anthony Dunne und Fiona Raby (Speculative Everything, 2013). Es will nicht gefallen, sondern befragen – indem es vertraute Formen mit unbequemen Inhalten verknüpft. Es steht exemplarisch für ein „Design for Debate“ und verweigert sich klarer moralischer Positionierungen. Stattdessen öffnet es ein Feld der Ambiguität, in dem politische Fragen in körperlichen und affektiven Dimensionen verhandelt werden.
Soziale und politische Verortung Der Personenkult um Donald Trump ist kein isoliertes Phänomen, sondern Symptom einer globalen Entwicklung: die Emotionalisierung der Politik, die Medialisierung von Macht, die Fragmentierung demokratischer Diskurse. Das Kuscheltier als Objekt dieser Dynamik positioniert sich als ironisch-transformative Geste – es verweigert sich sowohl heroischer als auch rein ablehnender Darstellungen.
Ähnliche Tendenzen sind etwa in Brasilien (Bolsonaro), Italien (Meloni), Ungarn (Orbán) oder auch im AfD-Kult um einzelne Figuren zu beobachten. Soft Power greift diese Strukturen auf und überführt sie in ein absichtlich naives, nahezu kindliches Format – ein gestalterischer Zugriff, der grotesk und provozierend zugleich ist.
Bezüge und Referenzen: – Dunne & Raby: Speculative Everything: Design, Fiction, and Social Dreaming (2013) – Ahmed Ansari: Decolonizing Design Pedagogy (2022) – über die Notwendigkeit emotionaler und kultureller Reflexion im Design – Hito Steyerl: Duty Free Art (2017) – zur Verschränkung von politischer Macht, digitaler Ikonografie und kulturellem Kapital – Simon Critchley: On Humour (2002) – zur Funktion des Komischen als subversives Mittel gegen Autorität – Carolyn Pedwell: The Politics of Empathy (2014) – zur kritischen Reflexion emotionaler Politiken